Zeit: nehmen statt finden!
Keine Zeit für das, was dir wichtig ist? Das kann daran liegen, dass du eine hinderliche Vorstellung davon hast, woher Zeit kommt. Verräterisch kann deine Wortwahl sein.
Gerade habe ich einen Fitness Newsletter gelesen und fühlte mich ertappt. Darin wurde klar gemacht, dass es kein Wunder sei, wenn ich keine Zeit fände, für mein Workout.
Zeit findet sich nämlich nicht!
Solange wir daran glauben, wir müssten Zeit suchen und finden und das sprachlich auch noch so betonen, geben wir Kontrolle ab. Wir überlassen es anderen Kräften, wie viel Zeit sich uns anbietet.
So kommen wir zu nichts, was wir wollen.
Vergleiche das mit deiner Erfahrung, wenn es um Dringendes geht. Suchst du dann nach Zeit? Die Abgabefrist für eine Bewerbung läuft morgen ab, du brauchst noch ein Geschenk für die Einladung heute Abend? All die Tage vorher hast du dafür keine Zeit gefunden. Es war nur vielleicht wichtig, auf keinen Fall dringend. Doch heute ist es anders. Heute ist es dringend — heute wirst du die Zeit haben. Wie geht das plötzlich?
Du wechselst deine Vorstellung davon, woher Zeit kommt, wer sie „herstellt“ oder kontrolliert.
Du nimmst dir einfach die Zeit.
Das mag dir nicht leicht fallen, doch du tust es. Und schon funktioniert’s. Wahnsinn, oder?
Vergiss es, nach Zeit zu suchen. Nimm sie dir.
Tu das, wann immer dir etwas wichtig ist. Tu es, bevor das Wichtige auch noch dringend wird. Je früher du dir Zeit nimmst, desto einfacher ist es.
Im Newsletter stand „don‘t try to find time; make time“. Im Englischen ist es also noch aktiver: Zeit wird dort geschaffen.
Wie kannst du dir Zeit nehmen, schaffen?
Du ahnst es vielleicht schon: Du greifst sie dir im Kalender. Du schaffst sie dir im Kalender.
Der Kalender ist es, wo du all deine Zeit vor dir hast. Dort ist sie sichtbar und greifbar. Du kannst sie vor dir ausbreiten vom ersten bis zum letzten Tag deines Lebens. 4000 Wochen ist nicht umsonst der Titel eines leider weniger bekannten Buches zum Thema Umgang mit der eigenen Zeit.
Bestimme was wichtig ist.
Definiere deinen Zeitbedarf.
Dann blocke diese Zeit in deinem Kalender.
Und wenn es soweit ist: mach es einfach.
Fertig.
Das ist das ganze Geheimnis. So simpel. Ja, und gleichzeitig so schwer. Denn deine Zeit ist begrenzt. Wenn du dich fürs Eine entscheidest, entscheidest du dich gleich-zeitig gegen anderes. FOMO kann aufsteigen. Dir wird die Endlichkeit des Lebens bewusst(er). Priorisierung kann belastend sein.
Doch es hilft nichts. Ist dir etwas wichtig? Wirklich? Dann übernimm die Verantwortung, die Kontrolle. Schaffe dir die Zeit dafür. Nimm sie dir. Denn darüber stolpern wirst du nicht. Dafür sorgen andere schon, die deine Zeit kontrollieren, während du noch mit Finden beschäftigt bist.
Wenn du dir Zeit nimmst, hast du sie.
Wenn du dir Zeit nicht nimmst, hast du sie nicht. Im besten Fall stolperst du darüber und findest sie. Das ist kein Erfolgsrezept, wenn du etwas erreichen willst, also etwas für Wichtig hältst.
Wie (er)schaffst du Zeit im Kalender? Indem du dem Wichtigen Termine gibst.
Termine im Kalender, die deine Zeit für das Wichtige sichtbar reservieren und dich immer wieder daran erinnern, sind das beste Mittel, dir Zeit zu nehmen.
Das zweitbeste Mittel sind Routinen oder Rituale. Du tust dann das Wichtige gewohnheitsgemäß. Es ist dir “zur Natur geworden”, es gehört zu dir; deshalb müssen Routinen nicht unbedingt im Kalender stehen. Das beste Beispiel ist… das Zähneputzen.
Routinen sind nur das zweitbeste Mittel, weil nicht alles Wichtige wiederholt oder gar regelmäßig zu tun ist. Außerdem können Routinen erstarren; dann wird es schwieriger, dass du dir für andere, überraschend wichtige Dinge Zeit nimmst.
Finde eine Balance für das Wichtige: für manches nimm sie dir im Kalender, für anderes schaffe Routinen.
In jedem Fall übernimm Kontrolle. Ohne Kontrolle wird dir deine Zeit durch andere zerrieben. Dann rinnt sie dir durch die Finger und du fragst dich, wo sie geblieben ist.
Du schaffst erst, was du willst, wenn du dir die Zeit schaffst, es zu tun. Wenn du darauf wartest, sie zu finden, hast du schon verloren. Es kommt auf die Sprache an: Sprache bestimmt unser Denken, Sprache spiegelt unser Denken.